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Interview mit Toni Nadal - TENNISCoach von Rafael Nadal (Spanien)
Antonio „Toni“ Nadal Homer gehörte als Aktiver zu den besten Tennisspielern in Spanien. Sein Studium gab er zugunsten einer Laufbahn als Trainer auf und gründete eine Tennisschule in Manacor (Spanien). Toni entwickelte Rafael Nadal zu einem der erfolgreichsten Tennisspieler. COACHING & PERSÖNLICHKEIT Welche Gedanken haben Sie zum Coaching und wie übertragen Sie diese auf Ihre(n) Spieler? Als Trainer muss man seine Sportart genau durchleuchten. Im Tennis muss man z.B. wissen, dass ein Spieler Fehler machen und trotzdem gewinnen kann. An manchen Tagen spielt man sehr gut, an anderen nicht so gut – das ist wie im „richtigen“ Leben. Ein Spieler muss mit der jeweiligen Situation zurechtkommen und das Beste daraus machen. Und ein Coach muss Inhalte verständlich vermitteln und dem Spieler beim Lernen und Umsetzen der Aufgaben (durch Reden) helfen – das ist meine Arbeit. Was macht die Persönlichkeit des Trainers und eine persönliche Beziehung zum Spieler in Ihren Augen so wichtig? Wichtig ist, wie ich die Dinge sage, und der Moment, in dem ich etwas sage. Ich habe manch gute Coaches beobachtet, die viele Sachen sagten, aber ihre Spieler hörten entweder gerade nicht zu, wollten nichts hören oder waren nicht bereit für Ratschläge. Weiterhin ist die Motivation ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Athlet-Trainer-Gespanns. Die Frage, wie ich meinen Spieler motiviere, entscheidet auch über die Qualität der Zusammenarbeit. |
Rafael Nadal & Team
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DIE ENTWICKLUNG VON RAFAEL NADAL'S SPIELANLAGE
Wie hat sich Rafael Nadals Spielanlage entwickelt ? Von Beginn unserer Zusammenarbeit an haben wir Rafaels Tennis immer weiter entwickelt, es den Anforderungen angepasst. Als Rafael jung war, spielte er sehr aggressiv. Er hatte eine sehr gute Vorhand und schlug viele „Winners“. Dann, mit 16 Jahren, nahm er das erste Mal beim ATP-Turnier in Monte Carlo (Monaco) teil. Dort traf er auf erwachsene Spieler, die mit mehr Kraft spielten und gegen die Rafael seinen aggressiven Spielstil nicht durchsetzen konnte. Was waren die nächsten Schritte in der Entwicklung ? Nach den ersten Erfolgen auf Sandplatz wollten wir Rafaels Spiel auf den anderen Belägen weiter entwickeln. Wir mussten uns z.B. überlegen, wie und mit welchen Mitteln er erfolgreich(er) auf Hartplatz spielen kann. D.h., im Lauf von Rafaels Tenniskarriere gab und gibt es immer wieder eine Art von „Evolution“ – Entwicklungen, die sein Spiel verbessert haben und durch die er Turniere wie Wimbledon, die US Open oder die Australian Open gewinnen konnte. Was hat sich bei Ihrer Zusammenarbeit seit der Jugend bis heute verändert ? In der Anfangszeit musste ich die Verantwortung für das Training übernehmen. Mit den Jahren übertrug ich mehr und mehr davon an Rafael, sodass er heutzutage seine Meinung klar äußert. D.h., dass sich meine Arbeit auf dem Platz auch auf unsere Zusammenarbeit, seine Persönlichkeit und sein Leben ausgewirkt hat. |
Interview with Toni Nadal
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INTENSIVES TRAINING
Ich durfte Ihr Training einige Zeit beobachten. Mir sind die Intensität und die ständige Kommunikation aufgefallen. Es gehört zu meiner Arbeit, das Training in jedem Moment zu beobachten und darüber zu reden. Ich finde es wichtig, mit Rafael zu kommunizieren. Dabei spreche ich nicht nur über Technik oder Taktik, sondern ich rede von einer Idee: „So müssen das machen“ oder „In diesem Moment hast Du das nicht genug gemacht“. Ich hatte den Eindruck, dass Sie jede Bewegung und jeden Ballwechsel beobachten und kommentieren. Was bewirkt das ? Seit Rafaels Jugend haben wir immer mit sehr großer Intensität gespielt. Er ist es gewohnt, dass ich direkt dran bin und laufend Feedback gebe. Dadurch erreichen wir eine hohe Konzentration und eine große Intensität im Training. Anfangs habe ich als der Ältere mehr geredet. Aber da ich Rafael immer mehr Verantwortung übertragen habe, tauschen wir uns inzwischen im Training aus und diskutieren gemeinsam über Verbesserungen und seine Entwicklung. |
Toni Nadal Interview Eurosport
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COACHING INNERHALB DER FAMILIE
Sie sind Trainer, Mentor, haben eigene Erfahrungen als Tennisspieler. Welche Bedeutung hat es, wenn man als Onkel ein Familienmitglied trainiert ? In meinen Augen ist es einfacher, meinen Neffen zu trainieren, als mit einem anderen Spieler zusammen zu arbeiten. Als Onkel habe ich einen direkteren Zugang zu ihm, es herrscht mehr Offenheit und Nähe, um Rafael als Persönlichkeit zu entwickeln. Wie wirkt sich Ihr Verhältnis auf Ihre Arbeit und Einstellung aus? Mein Interesse und Engagement als Coach für meinen Neffen ist sicher größer als es bei einem anderen Spieler wäre. Mit einem Fremden würde ich für Geld und sehr professionell arbeiten. Aber die Arbeit mit Rafael ist quasi eine Herzensangelegenheit. Ich identifiziere mich ganz und gar mit ihm als Persönlichkeit und erlebe alle Erfolge – aber auch Misserfolge und Probleme – in einer anderen Qualität mit. Quelle: Pfaff, E. (2015). "Wir arbeiten niemals nach einem strukturierten Plan !". Leistungssport, 45 (1), P. 39-42. www.leistungssport.net |